
2017 - Abschied von Nüdlingen
Gemeindebrief miteinander 2019-02, Seite 22
Liebe Nüdlinger,
„Der Mensch denkt und Gott lenkt." Kennen Sie auch die Situation, dass Ihr Leben ganz plötzlich total durcheinander gewirbelt wird? Ich muss leider nach 8 Jahren aus meiner Wohnung in Nüdlingen wegen Verkaufes ausziehen und muss deshalb alles, was mir hier so lieb geworden ist, loslassen.
Das tut sehr weh - aber ich weiß - aus meinen Lebenserfahrungen heraus - dass Gott mir auch dieses Mal hilft, die alten liebgewordenen Aufgaben und auch die Sicherheiten loszulassen, um mir dann einen ganz neuen Lebensabschnitt zu schenken.
Ich danke allen, die an meinen Kreisen und Gottesdiensten teilgenommen haben. Allen Mitarbeitern und auch den Verantwortlichen der Kirchengemeinde Pfr./In Mebert und Pfr. Klein. Danke, dass ich mich frei entfalten konnte und meine Gaben in der Gemeinde einbringen durfte. Danke auch der politischen Gemeinde in Nüdlingen für das Zimmer im 1. Stock. Es war Voraussetzung für eine gute, segensreiche Arbeit.
Außer 50-Plus wurden leider alle Kreise aufgelöst. Mir werden die 19 Kinder, die 15 Jugendlichen und die vielen Erwachsenen in dem Bibelgesprächskreis und den Hauskreisen fehlen. Durch eine sehr eindeutige, klare Führung Gottes werde ich nun in Bad Kissingen leben und bin gespannt, was Gott in dem letzten Abschnitt meines Lebensweges noch mit mir vor hat.
Behüt Sie Gott,
Ihre Christa Roth



2006 - Interview mit Christa Roth
„Aus Liebe zu den
Menschen”
Die Stunde mit Frau Roth vergeht wie im Flug. Wir reden über Gott und die Welt, über kirchliche Angebote in Oerlenbach, über die Kindheit in Schweinfurt Oberndorf und auch über den Tod der Mutter, die erst vor wenigen Tagen verstarb. Ein Gespräch über viele Stationen eines Lebens – eines Lebens mit vielen Höhe- und manchen Tiefpunkten. Aber auch über das Leben einer Frau, die sich bis heute tief in Gott geborgen fühlt, und davon ihren Mitmenschen mit sprühender Energie erzählt und sich für unsere Kirchengemeinde engagiert.
Mit welchen Menschen kommt man (frau) in Kontakt:
„… mit allen. Mit Jungen, Alten, Familien und Kindern. Zugezogene oder Alteingesessene. Kirchenferne, Kirchennahe. Und was mich immer besonders gereizt hat: mit den Komplizierten, mit denen, die nach Gott fragen, die hadern, die zweifeln.“
Was erwarten die Leute von derKirche?
„… meistens zuviel. Sie haben oft überhöhte Anforderungen an die Kirche. Kirche kann z.B. keine Mutter ersetzen. Die Menschen wollen Geborgenheit, Wärme, nicht so viel Worte. Deshalb sind Besuchsdienst oder Kirchenkaffee so wichtig. Doch oft hat Kirche gerade hier (zu) wenig zu bieten. Konkretere Erwartungen haben die Menschen an Gott. Da komme ich sehr gerne mit den Leuten ins Gespräch. Manchmal auch beider Arbeit …“
Was können wir bieten ?
„… Seelsorge, Gespräche, Wege aufzeigen – ohne fertige Lösungen zu haben. Mitarbeit eröffnen: die Leute wollenBestätigung, Anerkennung und mitmachen können. Unser Vorbild zählt.“
Evangelische Kirche in Oerlenbach:
„… vor 13 Jahren waren es 10 Leute am Sonntag im Gottesdienst. Die Gemeinde ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Viele Mitarbeitende haben sich gewinnen lassen. Die Laien haben im guten Miteinander mit den Hauptberuflichen hier etwas aufgebaut. So manches Gebet wurde erhört …“
Ökumene:
„... läuft sehr gut. Es gibt kaum Berührungsängste. Die Ökumene lebt. Das tut dem ganzen Ort gut.“Was „ärgert“ mich an der Kirche? „… ärgern nichts. Wenn, dann leide ich eher manches Mal mit. An den Schwächen, die es gibt. Z.B. an mancher „Schwerfälligkeit“ des Systems. Lebendige Kirche vor Ort bräuchte manchmal unbürokratisches Handeln …“
Wo wäre noch viel zu tun?
„… Seelsorge, Krankenbesuchsdienst, Seniorenarbeit ausbauen, Teestube einrichten, Gebetskreis …
Was ich der Kirche für die Zukunft wünsche:
… Viele Laien und Mitarbeitende, Loslassen von Kleinigkeiten, Freude und Begeisterung an Gott, Andersgläubige tolerieren und achten; es gibt unterschiedliche Wege zu Gott (nicht nur meinen oder den des anderen). Unterschiede sind eine Bereicherung, bei Ehrenamtlichen und bei Hauptberuflichen.“
Frau Roth muss weiter, der nächste Termin wartet auf sie. Ich gehe nachdenklich und mit vielen Anregungen ins Pfarramt, um diesen Bericht zu schreiben. Ob wir Hauptberuflichen den Ehrenamtlichen immer genügend Aufmerksamkeitschenken? Wissen wir, was sie bewegt? Oder ist vieles selbstverständlich und nicht der Rede wert? Kirche, das sind wir alle. Mit unseren Ecken und Kanten. Und unseren wertvollen Talenten. Gut, wenn wir diese mit einbringen. So,wie z.B. Christa Roth in Oerlenbach.
Diakon Johannes Hofmann