.Jubiläumskonzert

 
Bildrechte beim Autor
 
Bildrechte beim Autor
 
Ein Konzert als Geburtstagsgeschenk

20 Jahre Blockflöterlreis der Erlöserkirche
- Konzert wurde zum Geschenk
- Abwechslungsreiches Programm
 
Mit einem abwechslungsreichen Konzert feierte der Blockflötenchor der Bad Kissinger Erlöserkirche sein 20-jähriges Bestehen. Unter Leitung ihres Gründers Gerd Jakob formierten sich ehemalige und jetzige Mitglieer des Ensemble zum großen Flötenorchester. bkm Foto: Klein
 
Bad Kissingen (bkm)
Wenn Musikanten ein Jubiläum feiern, entstehen keine Programmnöte. Sie setzen sich zusammen und musizieren. Drei Tage lang beginnen ehemalige und jetzige Mitglieder des Blockflötenchores der Erlöserkirche das 2O-jährige Bestehen des Ensembles. Zum Abschluss einer intensiven Probenphase beschenkten sie sich und viele Hörer mit einem Konzert, dessen Töne sich zu einem heiteren Glaubensbekenntnis formten.

Kantor Stefan Kagl durfte sich zurilcklehnen und zuhören. Denn am Dirigentenpult stand sein Vorvorgänger Gerd Jacob. Der heutige Kantor der Deutschen
Gemeinde in Stockholm hatee das Ensemble vor zwei Jahrzehnten gegründet. Er war eigens aus dem hohen Norden angereist, um das Jubiläumsprogramm
mit alten und jungen Musikanten zu proben.
 
Kagl stellte heraus, daß die Erlöserkirche dank Jacobs Initiative und der beharrlichen Weiterarbeit von Christa Maria Reinhardt drei Orgeln besitze: die Hauptorgel, das Altarposiliv und das dritte Instrument "aus menschlichem Atem".
 
Stattliche Besetzung
 
Jacob handhabte die stattliche, vom Sopran bis zum Großbaß reichende Besetzung in der Tat wie ein einziges Instrument. Bläsersätze von Ludovico Viadana,
Johann Hermann Schein und Heinrich Schmelzer mit ihren schlichten, unverbrauchten Harmonien weckten im registerartigen Wechselspiel der Stimmen in der Tat Assoziationen an eine gewaltige Orgel. Eine stabile lntonation - stets heiter und mit Freude - erwiesen sich als Schmuckstücke barocker Gottesdienstmusik.
 
Freilich verlangt letztere nicht nur nach einer - vorhandenen - schönen Sopranstimme, sondern auch nach einer "geläufigen Gurgel". Die Koloraturen naben ihre Tücken - und wer zu spät ooer zu flach atmet, den bestraft der Viervierteltakt.
 
Georg Friedrich Händels klangprächtige d-Moll-Suite wirkte durch gutherausgearbeitete Kontraste in Form, Bewegung und Artikulation spannend und locker zugleich. Ein paar k1eine "tribulationes" in John DowlandS "Semper Dowland - semper dolens" konnten die Musizierfreude eines Auswahlensembles nicht hemmen Sir Edward Elgar - Erfinder der staatstragend-pompösesten Blechbläsermusiken der Musikgeschichte - hätte es sich nicht träumen lassen: Sein "Chanson de matin" mit feiner romantischer Kantilene klingt auch im Blocknötensatz. Kenner der Tücken ·des Instrumentes hcn:hten auf. Da gab es sogar keine Crescendi und Decrescendi, ohne daß die Stabilität der Töne erkennbar litt.
 
Paul Leenhouts pfiffiges "When the sun shall shine" wurde zum Bravourstück für den Bläsernachwuchs. Das kleine Ensemble wirbelte Synkopen und zwitschernde Melodien durcheinander, durfte - streng nach Partitur - auch einmal aus dem letzten Loch pfeilen. Das Stück machte Spaß beim Spie­len und beim Hören.
 
Auf allgemeinen Wunsch eines einzelnen Herrn mußte es als Zugabe wiederholt werden. Der Herr war Stadtpfarrer Hermann 5chröter. Sein besonderer Dank galt Christa Maria Reinhardt, die das Ensemble seit zwolf Jahren (Erg. d. Red: seit 1983) leitet und ständig qualifizierten Nachwuchs heranbildet. Sie besitzt die Gabe, junge Menschen zum Loben und Danken vor Gott zu befähigen", so der Geistliche.
 
Eine große Familie
 
Wer die dreitägige ProbenarIbeit beobachtet habe, könne sich des Eindrucks nicht entziehen, "hier musiziert eine große Familie". Sie dankte dem Gastdirigenten mit Gustav Mahlers geistreichen "Bruder Jakob"-Metamorphosen.
 
Das Publikum ließ keinen Zweifel daran, daß der Flötenchor seinen Platz im gottesdienstlichen und musikalischen Leben der Erlöserkirchen-Gemeinde hat. Es dankte mit langanhaltenden Ovationen für einen harmonischen und und abwechslungsreichen Abend.